Drei junge Männer vom Comenius-Kolleg haben in Brasilien viele Einblicke in Hilfsprojekte bekommen. Besonders beeindruckt waren die drei Comenius-Kollegiaten von der Gastfreundschaft der Menschen. Malte Milke (.l.), Jonas Büscher (3.v.l.) und Paul Milbaer (2.v.r.) vom Mettinger Comenius-Kolleg verbrachten die Schulferien in Brasilien. Im Nordosten des Landes sahen sie sich verschiedene Projekte für Entwicklungshilfe an. (Foto: privat)

METTINGEN. Jonas Büscher, Paul Milbaer und Malte Milke sitzen auf der Terrasse vor einem Klinkerbau am Lüntkewall in Mettingen. „Davon können die Menschen in Brasilien nur träumen“, sagt Jonas Büscher mit Blick auf sein Zuhause. Zusammen mit seinen Freunden hat der 21-jährige Mettinger die Schulferien in Cajazeiras und Campo Formoso im Nordosten des südamerikanischen Landes verbracht. Dabei haben die drei jungen Männer, die am Comenius-Kolleg ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg machen, den europäischen Lebensstandard sehr schätzen gelernt. „Viele Brasilianer wohnen in einfachen Lehmhütten auf engstem Raum“, erzählt der 24-jährige Paul Milbaer. Seine Schulkameraden und er bewohnten während ihres Besuchs ein 15-Quadratmeter-Zimmer. Dort bekamen sie ein Gefühl dafür, mit wie viel Selbstverständlichkeiten sie in Deutschland aufgewachsen sind. „Immerhin, wir hatten dort fließend Wasser, auch wenn es kalt war“, berichtet Jonas Büscher. Besonders beeindruckt waren die drei Comenius-Kollegiaten von der Gastfreundschaft Menschen. Außerdem hätten die Dorfbewohner trotz all der Schwierigkeiten und Entbehrungen zufrieden gewirkt. „Allein, dass wir als Europäer ihnen zugehört und sie uns ihre Probleme schildern konnten, schien sie glücklich zu machen“, sagt Paul Milbaer. Probleme haben die Kleinbauern im Nordosten um die Region Recife mehr als genug. Nicht nur mit der Wasserversorgung. Es schwelt ein ständiger Streit mit den Großgrundbesitzern um die Landverteilung. Konflikte, die oft tödlich enden. Die vom Aktionskreis Pater Beda unterstützte Landpastoral CTP versucht, den Bauern zu ihrem Recht zu verhelfen.

Landwirtschaftliche Weiterbildungsprojekte

Die Hilfsprojekte der CTP haben sich die drei Besucher aus Mettingen angeschaut, mit vielen Kleinbauern gesprochen, ihren Alltag kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Paul Milbaer, gelernter KfZ-Mechatroniker, und der 23-jährige Feinwerkmechaniker Malte Milke könnten sich durchaus vorstellen, später in der Entwicklungshilfe tätig zu werden. Der zweite Teil der Reise führte sie nach Campo Formoso. Dort sahen sich die Kollegiaten landwirtschaftliche Weiterbildungsprojekte an – vom Umgang mit Setzlingen bis zur sparsamen Wasserwirtschaft. Zudem arbeiteten sie in einer Betreuungseinrichtung für Kinder mit. „Dort konnten sich die Kinder aufhalten, solange ihre Eltern bei der Arbeit waren“, erläutert Malte Milke. Hauptziel ist es, die Jungen und Mädchen von der Straße fernzuhalten. Schließlich lernten die jungen Männer noch Theater- und Tanzprojekt für Jugendliche kennen. Ausgangspunkt ihrer Brasilienreise war der Aktionskreis Pater Beda. Von dort wurden sie an einen Ansprechpartner vermittelt. Der kümmerte sich um die Unterkünfte. „Den Flug haben wir selbst bezahlt. Unterkunft und Verpflegung wurden gestellt“, sagt Jonas Büscher, der vor dem Comenius-Kolleg bei der Bundeswehr war. Die vielen Erfahrungen, die Jonas, Malte und Paul in diesen sechs Wochen gesammelt haben, möchten sie nicht missen. Davon werden sie demnächst auch ihren Mitschülern am Comenius-Kolleg berichten und sie zum Nachahmen anregen. Denn sie sind überzeugt davon, dass den Menschen jede Art von Unterstützung hilft. Und wenn „nur“ zuhört.

Landkonflikte
Die „Bischöfliche Kommission für Landpastoral“ CPT unterstützt seit mehr als 30 Jahren Kleinbauern bei Landkonflikten in Brasilien und betreibt Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit. Dabei geht es der Hilfsorganisation nach einem Misereor-Bericht darum, das Problem der ungerechten Landverteilung im gesellschaftlichen Bewusstsein und auf der politischen Tagesordnung zu halten. Die Comissão Pastoral da Terra (CPT) legt jährlich einen Bericht über die Landkonflikte zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern vor. 2016 registrierte die Landpastoral 1295 Konflikte. Dabei geht es darum, dass die Besitzer großer Flächen den Kleinbauern die Lebensgrundlage nehmen. Wenn diese das Land dennoch besetzen und dagegen demonstrieren, kommt es oft zu tödlichen Auseinandersetzungen. Die Zahl der Landkonflikte ist seit 2016 stark gestiegen. kooperation-brasilien.org

IVZ: 5.9.2018 Oliver Langemeyer

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