Mandacaru – benannt nach dem Namen einer Kakteenart, die nur sehr wenig Wasser zum Überleben benötigt – heißt die Organisation aus dem sehr trockenen Nordosten Brasiliens, die dort vor 26 Jahren eine Ökoschule für Kinder aus Familien mit einem landwirtschaftlichen Hintergrund gegründet hat. Passend zu dem Namen versucht diese Organisation mit wenigen Mitteln viel zu erreichen. Diese Arbeit stellten nun zwei Delegierte aus Brasilien insgesamt drei Kursen am Comenius-Kolleg vor, Neto de Santos und Francisco Kennedy de Oliveira Ribeiro. Beide erzählten lebhaft und unterstützt durch diverse Fotos vom Leben in der Stadt Pedro II im nordostbrasilianischen Bundesstaat Piauí.
Ein großes Problem dort ist die lange Trockenperiode in acht Monaten des Jahres. Dies führt dazu, dass viele ländliche Familien oftmals Schwierigkeiten mit dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte und dem Züchten von Tieren haben, um davon leben zu können. Vielen Jugendlichen fehlt dort die Perspektive für die Zukunft, so dass sie ihr Glück in einer Großstadt vermuten und an die Küste nach Salvador und Fortaleza oder in den Südosten Brasiliens in eine der Millionenstädte São Paulo oder Rio abwandern. Das Leben in einer solchen Stadt ist dann jedoch für viele noch schwieriger und viele scheitern dort.
Mandacaru und die Ökoschule „Thomas á Kempis“ möchten es den Jugendlichen aus armen Verhältnissen ermöglichen, einen Abschluss – ähnlich dem Abitur in Deutschland – zu erreichen. Aktuell besuchen ca. 160 Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren die praxisbezogene Schule. Dort lernen sie erst einmal in der Theorie kennen, wie man bestimmte Produkte anbaut, sie biologisch düngt oder Tiere aufzieht. Aber es gibt dort zum Beispiel auch angelegte Felder, auf denen die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse praktisch unter Beweis stellen können. Der Unterricht in anderen Fächern wie Mathe, Spanisch oder Erdkunde findet hier jedoch ebenfalls wie an jeder anderen Schule in Brasilien statt, aber auch AGs, in denen Gitarre gelernt, Theater gespielt, Papier aus Altpapier hergestellt oder Capoeira betrieben wird, dürfen nicht fehlen. Es bleibt dazu auch viel Zeit, denn ein Schultag dauert von 7.15 Uhr bis 17.00 Uhr.
Die Jugendlichen erhalten in der Schule drei kostenlose Mahlzeiten am Tag. Für viele bedeutet dies eine gesicherte Versorgung mit Essen, da ihre Familien oftmals an oder unter der Armutsgrenze leben. Um dies finanzieren zu können, berichten Neto und Kennedy, gebe es viele verschiedene Geldquellen, wie zum Beispiel Freunde, ein paar brasilianische Firmen, diverse soziale Organisationen in Brasilien, einige Organisationen in Deutschland und auch den brasilianischen Staat. Bei letzterem sei es jedoch schwer, Unterstützung auch tatsächlich zu erhalten, da viele bürokratische Hindernisse existierten. Trotz dieser unterschiedlichen Spendeneingänge ist das Geld, um die Schule aufrecht erhalten zu können, manchmal sehr knapp, so dass teilweise auch schon die mit Deutschland zu vergleichende Oberstufe abgeschafft werden musste. Momentan sieht es wieder besser aus, so dass viele Jugendliche im letzten Jahr ihren Abschluss machen könnten, ca. 50% von ihnen, so Neto, hätten sogar die Zugangsberechtigung für die Universität erworben. Ohne die Unterstützung aus Deutschland könnte die Ökoschule nicht überleben.
Am Ende ihres Vortrages wurden viele Fragen zum Alltag im Nordosten durch die Studierenden des 1. und 5. Semesters und des M2a-Kurses gestellt. Vor allem die Frage, wie man dieses Projekt unterstützen könne, hat die beiden Brasilianer gefreut, da die Organisation jeden Cent benötigt. Es koste nämlich ca. 4000 € bis ein Kind den Abschluss an der Schule erreicht hat. Wer helfen oder Geld spenden möchte, kann sich an Bernd Lobgesang bzw. die Eine-Welt-Gruppe am Comenius-Kolleg wenden, die übrigens auch schon „Mandacaru“ durch den Kaffeeverkauf finanziell unterstützte.
Text und Fotos: Stefanie Schwaninger
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