3 Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. 2 Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. 3 Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
4 Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. 6 Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. 8 Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. 10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten aus Aegypten heraus!
Punkta zur Meditation:
Das Bilderverbot in Dt. 5,8: „Du sollst Dir kein Gottesbildnis ( genauer kein Schnitzbild) machen… schlägt in diesem Bild voll durch, in den Flammen die Andeutung eines Gesichtes, das durch das Züngeln der Flammen immer wieder in sich zusammenfällt, auch der Text spricht vom Engel Gottes und wahrt so das Geheimnis des eifersüchtigen Gottes Dt. 5,9: „Denn ich der Herr Dein Gott bin ein eifersüchtiger Gott,“ jenes Gottes, der mit Eifer danach trachtet, dass sein Bild durch die Menschen nicht verdunkelt wird, da es ihnen zum Heil schaden würde. Von Gottesbild aber steht da nichts, wir sind auf Gottesvorstellungen angewiesen, müssen uns aber ihrer Vorläufigkeit und Begrenztheit bewusst sein. Auch der Maler dieses Bildes lässt wie einst M. Grünewald in seinem Auferstehungsbild des Isenheimer Altares nur andeutungsweise in den Flammen ein Gesicht erkennen im Gelb-Orange der Gotteslohe und die beiden Hände, die dem Betrachter zugewandt sind, sind sehr deutlich im tiefem Blau der Hingabe gehalten: „Jahwe – ich bin da“ Ein Gottesbild voller Geheimnisse, zwischen Ferne und Nähe, „wie es in Jer. 23,23 heißt: „Bin ich ein Nahgott nur, ein Ferngott nicht auch?“
Gott kommt über den Menschen, in der Wüste, einem Ort des Todes, wo Menschen verdursten und sich verirren, aber auch jenem Ort des Heils, wo Menschen dem Absoluten begegnen und finden.
Gott wird erfahren wie Feuer; Ein Feuer, das den, in dem es brennt, doch nicht verbrennt. Gott wird sich als wahrer erweisen, er ist nicht die Macht, die von der Zerstörung lebt. Wenn er uns zur Unruhe wird, ist er die Zukunft, wo Feuer lodert, ohne zu zerstören. Gott kann drängen, sogar lästig werden, eben jenes Feuer, das brennt, aber nicht verbrennt, jenes Umgreifende, vor dem man die Schuhe auszieht, wo nichts Totes(Schuhe-Leder-Totes Tier) Platz hat, wo man niederfällt, das Angesicht verhüllt und auf sich selbst zurückfällt in (Ehr)Furcht.
Er ist der Herr der Geschichte eben Jahwe – der da ist, wie er da war und wie er da sein wird – das Hebräische kennt keine Zeiten, sondern nur Handlungen, die abgeschlossen sind, oder wie hier noch anhängig sind – eben jenes Dasein in meiner persönlichen Geschichte, wie die der ganzen Welt, als unumstößliche Größe, die mir (Ehr)furcht einflößt. – „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“, der Herr der Geschichte, mit dem man nicht schulterklopfend umgehen kann. Eben das mysterium tremendum.
Und doch:
„Gesehen habe ich das Elend meines Volkes…Ich kenne ihr Leid“ Jedem Gottsehen des Menschen geht ein Sehen Gottes voraus. Gott sieht immer schon unsere Ägyptensituation. „Von ihm gesehen werden, heißt nicht preisgegeben werden, sondern umfangen sein in der tiefsten Hut. Menschensehen zerstört oft das Geheimnis. Gottessehen schafft es.“ meint Romano Guardini. Für den Menschen im Elend wird Gott zum Namen: Ich bin da für Euch!
Er sah, er war uns zugewandt. Die Hl. Schrift gibt keine Antwort auf die Frage, wer Gott ist, sie verkündet den lebendigen Gott, seine Zugewandtheit. Sie hat ein höchstes Bewusstsein davon, dass bei allem Leid ein „Du“ ist.
Diese Zugewandtheit wird zum Namen: „Ich bin da“ und „Jesus = Gott rettet.“ Gott wird erfahren als zugewandte Liebe. So sehr, dass er liebender und leidender Mitmensch wurde. „Natus est nobis Deus de Deo“. Das ist das Universale der Botschaft und des Erlebens von Epiphanie, diese entgrenzende Liebe, die sogar den Feind miteinschließt, in der es beginnt, in der Gott selbst heraustritt: „ Deus de Deo“ und zu uns gekommen ist, wo Gott erfahrbar wird, in der Geschichte des Menschen konkret erfahrbar.
Weihnachten ist Inkarnation, bedeutet, sich der Erde mit ihren langen Schatten stellen, mit ihren Dunkelheiten und Abgründen, ihrer Finsternis, dem Gefahrvollen, der Sünde und des Todes, kurz ihrer ganzen Armut. „Und das Licht leuchtet in der Finsternis“ Joh. 1,5, oder wie es im Glaubensbekenntnis heißt: „lumen de lumine“. Die Absicht Gottes ist es, die Welt in seine Nähe zu ziehen, hineinzuleuchten in diese arme Erde und ihre Leere zu füllen. mysterium fascinosum.
Die Folge für uns ist dann: Sich hinhalten in der Tat des Lebens: „Ich werde mit Dir sein.“ Alle Theorie hat ein Ende. Keine Frage mehr: Wo bist Du Gott? Werden wir erkannt? – Gibt es ein Du? Vorbei alle Anfechtungen der Gottvergessenheit!
Gott läuft uns hinterher: „Da bin ich herabgestiegen, um zu retten.“ Gott ist es, mit dem wir „Land“ gewinnen.
Hier einbiegen in der Meditation, das Antlitz im Feuer aushalten, die zugewandten Hände ergreifen. Bedürftig werden – oft ist alles so verschüttet bei uns, dass wir die Bedürftigkeit nicht mehr spüren. – Erfahren, wer Gott für mich ist: Du bist der lebendige Mich-Sehende. Antwort geben im Aufblick dankbarer Liebe: „Wir sollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ 1 Joh. 4,19 .
Musik: F. Mendelssohn-Bartholdy, Elias, CD 2, 8 „ Hebe Deine Augen…“
Als Antwort lesen: Text: 1 Joh. 4,7-16.
7 Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. 8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. 9 Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.10 Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.
11 Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.12 Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. 13 Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt: Er hat uns von seinem Geist gegeben.14 Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. 15 Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott.16a Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. 16b Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
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